Montag, 29. August 2022

Zyklisches Wesen Teil 1 - Ein Kampf

Violett.

Ich fühle, wie etwas wie Magnetismus mich nach unten zieht. Noch kaum merkbar, aber das reicht, um mich in Alarmbereitschaft zu versetzen. Ich schaue mich um. Hoch oben am Gipfel des Berges hat frau so eine wunderbare Aussicht. Und frau wird so wunderbar gesehen, zumindest oberflächlich. Die Leistung erbracht zu haben, hier oben zu sein, ist nichts besonders. Das macht frau einfach so, so ist frau. Mann übrigens eh auch. Nicht da oben zu stehen, wirkt allerdings irritierend auf die Mehrheit. Drum sollte frau schon da oben bleiben. Dieses Wissen im Hinterkopf ist fest eingemeißelt. Darum ist dieser Sog nach unten für mich eine Gefahr. Mein Puls beschleunigt sich, als ich mit einem Blick rundum bemerke, dass ich bereits etwas unter dem Gipfel bin. Meine Beine bewegen sich wie von selbst wieder nach oben, versuchen die steilen Felswände hochzusteigen. Doch die sind zu glatt und ich rutsche immer weiter nach unten. Verbissen bewege ich meine Beine weiter, der Drang in mir hochzulaufen ist groß. Die Anziehung nach unten wirkt aber noch stärker, je mehr ich mich dagegenstemme. Ich habe die Baumgrenze erreicht, die hohen Wipfeln verdecken teilweise das Sonnenlicht, ausgefranste Muster am Boden bewegen sich im Wind und ziehen Fratzen. Mit meiner linken Hand erfasse ich einen Ast. Ich klammere mich mit aller Kraft daran fest und es scheint, als könne ich dem Sog widerstehen. Doch dieser wird noch stärker. Ich breche in Schweiß aus. Er läuft mir in Bächen den Rücken hinab und macht meine Handflächen feucht. Ich spüre, wie mich die Kraft verlässt und meine verkrampften Finger vom Ast rutschen. Die raue Rinde schürft meine Haut auf. Immer weiter stürze hinab, an Felsen vorbei. Manchmal fehlen nur Zentimeter und ich würde mir meinen Kopf an ihnen aufschlagen. Der dröhnt in der Zwischenzeit, vor lauter Anstrengung und Angst. Meine Muskeln verkrampfen sich bei der Bemühung, den Fall zu stoppen. Wind rauscht an meinen Ohren vorbei und die Umgebung verschwimmt zu einem violetten Streifen. Gerade als ich glaube, mein Bewusstsein zu verlieren, sehe ich das Ende des Abhangs auf mich zurasen. Mein Fall verlangsamt sich, der Abhang wird weniger steil. Ich kann mich trotzdem nicht dagegen wehren, es zieht mich unbarmherzig nach unten. Ich sehe das Wasser des Sees, der am Fuße des Abhangs liegt. Dunkel und still liegt er unter mir. Von ihm geht diese Anziehungskraft aus. Immer näher kommt das Gewässer und selbst als ich mich schon direkt davor befinde, können meine Augen das schwarze Wasser nicht durchdringen.

Schwarz.

Meine Füße sind bereits im Wasser, ich strample, um das Eintauchen zu vermeiden. Ich winde mich und grabe meine Fingernägel in die Erde des Ufers, im verzweifelten Versuch dem Wasser und der Dunkelheit zu entkommen. Die Erde dringt unter meine Fingernägel, die Spuren ziehen. Das Wasser kommt immer höher über meine Waden, die Knie, die Oberschenkel und reicht an meine Hüfte. Mein Gebaren verursacht hohe Wellen, Schaumkronen schaukeln auf der Wasseroberfläche. Mir wird immer kälter, während mir der Angstschweiß auf der Oberlippe steht. Als das Wasser über meine Vulvalippen hoch zum Bauch gleitet, durchfährt mich ein scharfer Schmerz. Mein gesamter Unterleib krampft sich zusammen. Immer stärker wird das Zug nach unten, das Wasser berührt bereits meine Brüste, hinter denen mein Herz schnell und unregelmäßig schlägt. Ich schnappe nach Luft und gebe japsende Geräusche von mir. Mein Brustkorb wird eng und das Luftholen immer schwieriger. Als das Wasser über mein Kinn an meinen Mund reicht, verschlucke ich mich daran und muss husten. Ich habe das Gefühl zu ersticken. Es brennt in meinen Augen und dringt in meine Ohren ein. Schließlich schlägt es über meinem Kopf zusammen. Mein Blick wandert nach unten. Ich kann wage Bewegungen wahrnehmen. Hin und wieder blitzen rote Augen und weiße Zähne auf. Die Monster, sie warten bereits auf mich. Mit aller Kraft versuche ich nach oben ins Licht zu schwimmen. Doch es ist, als hätte ich bleierne Gewichte an meinen Knöcheln. Meine hastigen Bewegungen scheinen die Untiere der Tiefe anzuziehen. Es wird immer finsterer und bald sind ihre leuchtenden Augen die einzige Lichtquelle. Sie umkreisen mich, immer wieder sehe ich einzelne Körperteile vor meinem Gesicht auftauchen. Zuerst sind es die Flanken und Seitenflossen der Tiere, als plötzlich eines frontal auf mich zu geschwommen kommt. Das Maul ist weit aufgerissen und die roten Augen fixieren mich. Ein lautloser Schrei dringt aus meinem Mund, die Luftblasen schweben mit höhnischer Leichtigkeit nach oben. Im letzten Moment dreht das Tier ab und schießt nach unten. Es packt mich an meinem Bauch und zieht daran, als wolle es meine Gedärme herausfetzen. Ein scharfer Schmerz durchdringt meinen ganzen Körper. Ich resigniere und ergebe mich meinem Schicksal. Immer tiefer sinke ich, immer mehr Monster umkreisen mich. Wie auf ein geheimes Signal hin, dreht dann eines nach dem anderen ab, bis ich allein in der Dunkelheit schwebe.

Weiß.

Ich bemerke, dass ich nicht weiter nach unten gesogen werde. Ein kleiner Hoffnungsschimmer erwärmt mein Herz und zaghaft versuche ich ein paar Schwimmbewegungen. Als das Licht an der Wasseroberfläche erscheint, jubiliere ich fast. Davon ermutigt werden meine Schwimmbewegungen kräftiger, mein Körper erwärmt sich wieder und das Licht kommt immer näher. Mein Kopf stößt durch die Wasseroberfläche und ich schnappe nach Luft. Voller Freude lache ich der Sonne entgegen. Mit regelmäßigen Zügen gleite ich Richtung Ufer. Meine Muskeln brennen schon ein wenig, als ich dieses erreiche. Ich lege mich ins feuchte Gras, um ein wenig zu rasten. Die Anstrengungen des Kampfes in der Tiefe sind noch nicht vergessen. Meine Augen fallen zu. Als ich sie wieder öffne, bemerke ich am Stand der Sonne, dass ich lange geschlafen habe. Ein Gefühl der Rastlosigkeit ergreift mich, will ich doch auf den Gipfel hinauf. Sofort mache ich mich auf den Weg. Ich laufe hinauf, den Gipfel fest im Blick. Dabei übersehe ich immer wieder Steine am Weg und schlage mir die Zehen daran auf. Einmal stolpere ich sogar über einen und falle auf meine Knie. Beim Weiterlaufen schmerzen diese dann. Etappenweise geht mir die Luft aus und dann muss ich keuchend eine Pause einlegen. Dann bin ich wütend auf meinen Körper. Ich weiß, dass er diese Strecke schaffen kann, ich bin sie so oft gegangen. Warum gibt er jetzt immer wieder auf? Je weiter ich nach oben gehe, desto frischer wird die Luft. Diese Frische gibt mir Kraft und ich brauche immer weniger Pausen. Der Gipfel ist schon in greifbarer Nähe. Es fehlen nur noch wenige Meter, die ich mit Leichtigkeit hinter mich bringe.

Rot.

Endlich stehe ich auf dem Gipfel. Ich recke meine Arme in die Höhe und mache ein paar Freudensprünge. Die Lebendigkeit schießt durch meine Adern. Ich tanze, bewege meinen Körper mit fließemden Bewegungen, spiele mit dem Wind. Pure Lebensfreude durchströmt mich und lässt in meinen Gliedmaßen ein gribbelndes Gefühl zurück, bis in die Fingerspitzen und bis ans Ende meiner Zehen. Ich ziehe die Luft tief in meine Lungen. Ich liebe das Leben. Dann erinnere ich mich daran, dass bald wieder dieser Sog nach unten starten wird. Ich weiß es, denn das ist immer so. Schon beim Gedanken daran, beginnen meine Gedärme zu rumoren. Zwischen meinen Augen bildet sich eine Falte. Die anerkennenden Blicke der anderen können mich nicht aufmuntern. Warum kann ich mich nicht einfach gut fühlen? Warum kann ich nicht für immer auf diesem Gipfel stehen und die Welt von oben betrachten? Und  gerade als ich diesen Gedanken zu Ende gedacht habe bemerke ich eine leichte Schwere in meinem Unterbauch. Mit jedem Atemzug wird das Gefühl deutlicher und intensiver. Ich halte die Luft an, versuche den Prozess zu stoppen, aber es hilft nichts.

Violett.

Samstag, 14. Juli 2018

Condylome Teil II


„Bitte rufen Sie bezüglich der Aufnahmezeit am Tag vor der Operation zwischen 15:30 - 16:00 unter der Tel.Nr. (------------------) an.“
Montag, 09.07.2018, 15:30: Ich tippe die Nummer in mein Handy ein. Nach langem Tuten meldet sich eine Dame. Ich trage ihr mein Anliegen vor. Sie meint, um diese Zeit ist da aber niemand mehr da. Ja und jetzt? Sie kann mich dann doch irgendwohin verbinden. Die nächste Dame hebt ab. Ich sage mein Sprüchlein noch einmal auf. Ich bekomme die Auskunft: „Um 6:00 Uhr in der Früh bitte morgen am Med.Campus IV erscheinen.“

„Am Aufnahmetag melden Sie sich nüchtern in der Aufnahme Ambulanz Frauen, 1. Stock an und gehen im Anschluss daran auf die Station Gynäkologie/Pränatal 3. Stock.“
Dienstag, 10.07.2018, 6:00: Ich steige die Stufen in den ersten Stock hinauf. Bei der Ambulanz Frauen ist die Tür verschlossen, ich klingle. Eine verschlafen klingende Krankenschwester antwortet. Nein, da bin ich falsch, ich müsse mich beim Portier unten melden. Aha. Infozettel lügt. Ich gehe die Stufen wieder runter, melde mich beim Portier. Die Dame hinterm Tresen händigt mir eine Mappe mit vielen Zetteln drin aus und schickt mich nach oben. Im dritten Stock – Gynäkologie/Pränatal – überreiche ich die Formulare der Dame hinterm nächsten Tresen. „Jünger“ *Dame murmelt und blättert Kalender um* „Was machen Sie denn schon da, Ihr Operationstermin ist doch erst um 13 Uhr?“
Sie überreicht mir dann trotzdem ein Nachthemd, den Urinbecher und bringt mich in ein 4-Bett-Zimmer, dessen 2 Bewohnerinnen noch schlafen und zeigt mir mein Bett. Ich solle mich doch bitte umziehen, nichts unterm Nachthemd. Und den Becher einfach am Klo stehen lassen. Also gehe ich mich umziehen. Ganz sicher bin ich mir als Krankenhaus-Neuling nicht, aber dank diverser Krankenhaus-Serien vermute ich, dass das elegante Hemdchen hinten offen sein muss. Und in den Becher pinkle ich einfach mal rein, denn ihn leer im Klo stehen zu lassen erscheint mir irgendwie unsinnig. Passt dann auch alles so. Weil sonst nichts zu tun, lege ich mich schlafen. Kurz bereue ich, nichts zu lesen mitgenommen zu haben. Aber schlafen ist eh auch ganz schön. Kurz nach mir kommt dann auch eine zweite junge Dame ins Zimmer und belegt das vierte Bett. So gegen halb 8 betritt eine Gruppe junger hübscher Männer das Zimmer. Visite. Sie widmen sich erst der Patientin rechts von mir. Dann begeben sie sich an mein Bett. Der Anführer der Truppe blickt auf das Namensschild auf meinem Bett. Und starrt drauf. Und starrt drauf. Und starrt drauf. Ich will ihn von seiner offensichtlichen Verwirrung erlösen und sage: „I bin nu ned operiert worden, i hab erst heute um 13 Uhr den Termin.“ „Ja, das weiß i schon. …aber“, antwortet er und blickt endlich auf, „…. kennen wir uns irgendwoher??“
Was man oberflächlich betrachtet als billigen Anmachspruch interpretieren könnte hatte seine Berechtigung, denn nach ein bisschen hin und her finden wir die Verbindung: er war der erste Freund von einer sehr guten Freundin von mir. Ich hab ihn so vor ca. 10 Jahren ein- oder zweimal getroffen. So klein ist die Welt.
Nach diesem unterhaltsamen Intermezzo schlafe ich wieder ein bisschen. Dann kommt die Schwester und hängt mich an den Tropf, um einer Dehydrierung vorzubeugen. Ich muss ja nüchtern sein, das schließt auch trinken aus. Ein bisschen suspekt ist mir diese transparente Flüssigkeit schon, die da in meine Venen tröpfelt, aber es hilft und meine Mundschleimhaut fühlt sich wieder weniger wie Sandpapier an. Ich schlafe immer wieder ein, wache kurz auf, döse wieder weg. Die Dame diagonal gegenüber von mir wird zur Operation geholt. Ich schlafe. Ich tratsche ein bisschen mit meiner Bettnachbarin, die so um 10 Uhr rein kommt, weil sie ihren Termin um 14 Uhr hat. Ich schlafe. Schwestern kommen rein, üben Gehen mit der Patientin im Bett gegenüber und bringen ihr Mittagessen. Mein Magen knurrt. Ich schlafe. Die frisch Operierte kommt zurück. Ich schlafe. Es ist 13:15. Ich wundere mich. Die Patientin mit Termin um 14 Uhr wird zur Op abgeholt. Ich wundere mich noch mehr. Ich schlafe. Es ist 14:40. Die Tür öffnet sich. Junger hübsche Arzt und Ex-Freund meiner Freundin kommt rein. Ich weiß, irgendwas läuft da verkehrt. „Verena“ (wir sind jetzt schon per du) „I hab schlechte Nachrichten für di.“ „Ds wird heit nix mehr, oder?“
Er erklärt mir, dass es so zugeht heute im Op, drei ungeplante Kaiserschnitte sind dazwischen gerutscht und sie können mich heute leider nicht mehr dran nehmen. „I kann dir als Ersatztermin nächste Woche Montag, Dienstag oder Donnerstag anbieten, da richten wir uns jetzt natürlich ganz nach dir!“ Ich fühle mich überfordert, er sieht mir das wohl an und ergänzt, ich könne das aber auch später mit den Schwestern ausmachen. Drei davon stehen mittlerweile rund um mein Bett. Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. „Und jetzt bekommst du was zu essen und trinken!“, versichert mir der Gott in Weiß und die Krankenschwestern rauschen ab. Ich rufe ihnen noch schnell hinterher, dass ich gerne etwas Vegetarisches hätte. Der Arzt versichert mir, dass ich trotzdem einen Arztbrief für den Tag bekomme, für meinen Arbeitgeber. Dann versucht er sich noch zu erinnern, was es heute Vegetarisches gegeben hat, scheitert und ruft mir im Hinausgehen noch zu: „HPV impfen lassen!“
Ich rufe meine Mama an, sie muss mich doch nicht holen, ich kann mit dem Zug heim fahren.
Eine Krankenschwester bringt das Tablett mit dem Essen und einen Krug voll Wasser. Sie hebt den Deckel ab, nimmt den Salat raus: „Den gib i weg, der is scho ganz welch vom langen Herumstehen.“ Ich bin noch zu überrumpelt um zu protestieren. Ich bitte sie die Infusionsnadel aus meinem Arm zu ziehen und frage ob ich mich jetzt auch wieder anziehen darf. Ich darf. Ich sitze am Tisch und fülle meinen Magen mit Pizza, auf der so viel Käse ist, dass sich mein Cholesterinspiegel noch vor Ort verdreifacht.

Nachdem ich den letzten Krümel der Nachspeise verputzt habe, schnappe ich meinen Rucksack und gehe raus. Am Tresen bespreche ich mit den Schwestern meinen Ersatztermin. Aber mir passt es nächste Woche nicht rein, also lassen wir das mal offen und einigen uns darauf, dass ich anrufe, wenn ich weiß, wann ich Zeit habe.
Am Weg zum Bahnhof liegt die Praxis meines Gynäkologen. Ich kenne seine Öffnungszeiten nicht auswendig, aber gehe auf gut Glück rein. Er ist da. Ich lasse mir nun doch die Tinktur verschreiben, von der er bei der ersten Untersuchung meinte, sie wird nicht mehr helfen. „Einmal täglich, am besten abends auf die befallenen Stellen auftragen, 10 Tage lang. Kann sein, dass sich erst nach der 10-tägigen Anwendung eine Veränderung zeigt.“
Heute ist Tag 4. Die Hälfte der Warzen ist weg.

Montag, 18. Juni 2018

von Condylomen, Zigarettenrauch und Rektaluntersuchungen


Heute mag ich mal über ein Tabu-Thema schreiben. Mögen… naja so mehr oder weniger zumindest. Spaß macht das geringfügig. Das Schreiben schon, aber ich denk ja auch an eure Reaktionen und (Be-)Wertungen dieses Textes. Und es geht ja um mich, also sind das dann gleichzeitig (Be-)Wertungen von mir. Das macht mir schon schwitzige Hände. Aber ich liebe ja Herausforderungen und so…
Ich war heute im Krankenhaus. Für eine Präoperative Untersuchung. In der Gynäkologie. Ganz wenige Leute kennen bis jetzt den Grund dafür - meine engsten Vertrauten halt. Weil das ein Thema, eine „Erkrankung“ ist, über die frau nicht spricht. Sehr stigmatisiert.
Besonders fasziniert hat mein Verhalten mich, als mir mein Krankenhausbesuch vor fast einem Jahr in den Sinn kam. Da ging es um einen Knochenbruch. Mein linkes Schlüsselbein. Da bin ich damals ganz anders damit umgegangen. Das hab ich ja quasi gern herumerzählt. War irgendwie cool, mein erster Knochenbruch. Und lustig wie es dazu kam, dass das kleinste Pony auf dem ich bis dahin jemals gesessen hab mich so abserviert hat. Die Geschichte kennen ja die meisten von euch…
Auf jeden Fall war dieser Zwischenfall eigentlich viel blöder, als das um was es jetzt geht, nämlich: eindeutig von mir selbst verschuldet, schmerzhafter, langwieriger im Heilungsprozess, beeinträchtigt mich jetzt noch immer teilweise und dann kann man auch noch den kosmetischen Aspekt miteinbeziehen, weil das linke Schlüsselbein jetzt weiter raussteht als das rechte.
Das aktuelle Thema hab ich nicht selbst verschuldet, ist (bis jetzt) schmerzfrei, wird nach der Behandlung (hoffentlich) innerhalb von 2 Wochen verheilt sein und mich dann nicht mehr beeinträchtigen. Kosmetisch ist es auch kein großes Problem, weil diese Stelle sowieso nur wenige Menschen zu Gesicht bekommen.
Die Erkrankung selbst: viel harmloser, darüber zu sprechen: viel schwieriger.
Ich hab Condylome. Für alle Nicht-ÄrztInnen unter euch: Feigwarzen. Das könnt ihr jetzt ja mal googlen.
Da ich schon erwähnt habe, dass ich in der Gynäkologie war, könnt ihr euch ja auch schon denken, wo die wachsen. Für alle Nicht-Sherlocks: im Intimbereich.
Da denken jetzt viele von euch vielleicht: „ Pffff, nicht selbst verschuldet, hätte sie halt mal Kondome benutzt“. Hab ich mir auch gedacht, nur ein bisschen anders, nämlich: „Ich hab doch in den letzten 3 Jahren immer Kondome benutzt.“
Das hab ich auch der Gynäkologin im MedCampus IV in Linz mitgeteilt, die die präoperative Untersuchung gemacht hat. Und außerdem kam mir der Gedanke, falls ich mal einen Kinderwunsch verspüren sollte, dann muss ich das Kondom ja weglassen und stecke meinen Partner dann ja wissentlich damit an. Das macht mir fast ein schlechtes Gewissen! Aber, liebe Männer, lasst euch gesagt sein, die allermeisten unter euch tragen diesen Virus sowieso mit sich rum. Ebenso auch die Frauen. Bei allen bricht er halt nicht aus. Das ist so wie Angina. Die allermeisten von uns tragen den Virus und wenn das Immunsystem nicht ganz fit ist, dann hakt der Virus dort ein, wo ein Schwachpunkt im Körper besteht. Bei vielen ist das der Hals, bei mir halt meine Vulva. Und ein Kondom ist kein 100%iger Schutz.
Die Gynäkologin hat mich gründlich durchsucht und ein paar Fotos geschossen.
Dann hat sie mich zur nächsten Ärztin weitergeschickt, um einen OP-Termin auszumachen. Die hat mir dann auch gleich erzählt, dass sie eine operative Entfernung echt empfiehlt und dass ich froh sein kann, dass ich die Warzen nicht auf der Haut außen habe, denn dann müsste ich auch noch in die Dermatologie und da vereisen die die Warzen und das sei Scheiße. Sie spreche aus Erfahrung, sie hatte das auch schon. Ärzte sind eben auch nur Menschen. Fand ich sehr nett von ihr, dass sie mir das erzählt hat, gab mir ein Gefühl von „Ich bin nicht die einzige“.
Als nächstes musste ich zum Anästhesisten, weil die OP unter einer Vollnarkose durchgeführt wird. Der war grade nicht in seinem Besprechungsraum, kam aber nach ein paar Minuten um die Ecke geweht. Ich als überzeugte Nicht-Raucherin empfinde den Odeur von Zigarettenrauch ja eher als unangenehm. Aber als ich am Schreibtisch gegenüber des Mannes in orangem T-Shirt mit Geckoaufdruck und langen braunen Haaren Platz nahm und oben genannten Geruch vernahm, verlieh ihm das in meiner Wahrnehmung etwas menschlich imperfektes. Das tat wiederum gut. Ärzte sind eben auch nur Menschen.
Danach musste ich noch einmal zurück zur Gynäkologie, eine weitere Ärztin untersuchte mich, Bauchabklopfen und Stethoskop inklusive.
Die letzte Station war die Chirurgie. Da musste ich hin, weil die erste Gynäkologin --- ACHTUNG pikante Details --- sicher sein wollte, dass die Condylome, sprich Warzen, wirklich nur im vaginalen Bereich sind und sich nicht in das Innere meines Afters fortgepflanzt haben. Da müsste man nämlich anders operieren und einen anderen Termin ausmachen.
Für diese letzte Untersuchung musste ich in ein anderes Gebäude. Dort ging ich zur Anmeldung, zog eine Nummer und ging nach Aufruf in die Koje 4. Der Dame hinter dem Computer händigte ich die Überweisung aus. Sie fragte, um was es denn ginge. „Ich komme von der Gynäkologie, dort war ich zur präoperativen Untersuchung zur Entfernung von Condylomen und ich habe eine Überweisung bekommen zur Chirurgie um abzuklären, ob sich rektal auch Warzen befinden.“ *Stille* „Sans schwaunga?!“ „Ähm, na.“ Ich hab ihr das Ganze dann ein bisschen plakativer erklärt, diesen Wortlaut erspare ich euch – und mir – jetzt. „Aha“ *starren auf die Überweisung­* „Und was heißt das da?“ *zeigt auf Gekratzel der Ärztin* „Naja, ich weiß nicht was ACC bedeutet, aber das zweite Wort ist Condylome und da unten das heißt rektal.“ „Aha“ *weiteres Starren auf die Überweisung* *zeigt auf übriges Gekratzel* „und was heißt das?“ Ich hab ihr dann erklärt, dass ich das auch nicht wisse, worauf sie sich dazu entschieden hat, ihre Kollegin in der Nachbarkoje zu fragen. Die wusste es. Meine Anmeldungs-Dame tippte das dann in den Computer ein und wies mir den Weg in die Chirurgie.
Die Details dieser Untersuchung überlasse ich jetzt auch eurer Fantasie, nur so viel: Rektal is nix, das heißt der OP-Termin steht. Und ich hab einen guten Schließmuskel.

Ich überlege, ob ich das jetzt einfach so als Ende stehen lasse. Aber irgendwas will ich noch dazu sagen. Zum Beispiel, dass ich euch schonmal danke, dass ihr einen 3 Word-Seiten langen Blogeintrag gelesen habt. Und ich überlege, ob ich mich erklären soll, eine Antwort geben soll, auf die Frage, warum ich sowas schreibe und veröffentliche. Aber ich glaub, das lass ich. Das würde jetzt zu ausarten an Länge und Intensität. Ihr könnt euch ja selber Gründe ausdenken. Oder mich fragen, je nach Grad eurer Neugierde.
Bei dem Gedanken das jetzt online zu stellen erhöht sich mein Pulsschlag. Die Sicherheit, mich zu trauen geben mir die Personen, mit denen ich schon über das Thema gesprochen habe. Freundinnen, die mich im Arm gehalten haben, als ich meine ersten Schock-Tränen vergossen habe, mir vorgeschlagen haben mich abends spontan zu besuchen, obwohl sie eigentlich keine Zeit frei hatten und sich beim Reden so verhalten haben, als würde ich von einem gebrochenen Schlüsselbein erzählen. Danke.


Donnerstag, 22. Juni 2017

Hare Krishna 2.0

Kasia and me after Harinam last Saturday





The past week was also my last week in Simhachalam Temple.


 It’s almost 7 o’clock in the morning, I have attended the Mangala Arotik (morning ceremony) for the last time (for now). In a couple of minutes I will attend the "last" Deity Greeting ceremony and afterward the lecture.

My backpack is packed, I’m going to leave after Prasadam.

preparing for filmed Harinam
preparing for filmed Harinam
From Tuesday to Thursday a film team was here with Harro Fürgrabe and they were filming for Galileo, the TV-Show on Pro. For this occasion many devotees arrived who are on Sankirtan usually (travelling and preaching and distributing books).
So just at the point when I thought “Oh well, now I kind of know the faces and names here” the amount of people doubled (not literally but it felt like it) and I had to start remembering new names again.
The film team has interviewed some of the devotees and filmed the ceremonies and lectures. On Wednesday we had a big Harinam in Passau to give them an opportunity to show this aspect of Krishna Consciousness also. It was pure nectar, as they say.
I don’t know how long it will take until it’s shown on TV but if you’re curious you can check out some pics on Harro’s Facebook profile ;)
After finishing my upholstering projects I have helped in the huge vegetable patch. Yesterday a Prabhu has taught Kasia and me how to make Ladoos, traditional indish sweets.
The last night I have spent in Goda Mataji and Monika Mataji’s room because a new volunteer (Claire from Cape Town, South Africa) has arrived and needed “my” bed. During the night there was a massive thunder storm with lightenings each second and heavy rain and hail. The fire brigade alarm went at least three times. But it looks like nothing serious has happened on the farm.



 
Thank you to all the Matajis here who have helped me to feel comfortable, answered my questions, invited me to join the Harinams and so much more. Thanks to all the Prabhus who have held interesting lectures from which I could learn so much.

Hare Krishna!

after Harinam



















Sofa with old fabric
Sofa with new fabric

new office for the temple president








old Vyasasan





new Vyasasan

Donnerstag, 15. Juni 2017

Hare Krishna

On May 28th I left Jivaka Castle and hitch-hiked to Frankfurt – again a lot of kind people stopped their car when they saw me and my stretched out thumb and some of them even drove a longer distance than they had to, just to make sure that I arrive safely. In Frankfurt I enjoyed the afternoon lying next to the river Main, observing people and reading. In the evening I met with Yvan. I could stay overnight in his flat. On Monday I quickly sewed some of the aprons he sold later on and about noon we left for Nuremberg. He had to go there for business and I continued hitch hiking to Jandelsbrunn and my next workaway host: SimhachalamTemple. Originally my arrival was planned for Tuesday because I didn’t think that I’ll make it from Nuremberg to Jandelsbrunn in one day but thanks to the amazing car drivers who gave me rides I did it.
When I arrived most of the people where gone to bed already, because they rise early in the morning about 4 o’clock. Luckily a Prabhu (monk) was still up and called Monika Mataji (woman) who is responsible for workawayers. She showed me the room where I live while I’m here and told me some basic things.
I have learned many things since then, too much to tell in this blog entry.
Who wants to know more about this place can check out their Website www.liontemple.de
My service here consists mainly of upholstery. I feel honored that I’m allowed to upholster the vyasasanas (Thrones) in the temple. One is for the person/guru who holds the lecture and the other one is for (the figure of) Prabhupad.

I’d like to take the opportunity to thank all my former working colleagues for everything they have taught me about upholstering. I can use it very well now. The decision I made 5 years ago to join the company and get this education was definitely right!

Kasia and Mira petting a cow
The first week I was lucky and had the room for myself. Then 3 other girls arrived, Kamala from South Africa (already initiated), Mira from Kazakhstan (in Krishna Consciousness for 7 years) and Kasia from Germany (didn’t know anything about KC before, just like me). I always thought that sharing a room for a longer period of time is something impossible for me. But somehow I can deal with it more easily than I have expected. This has to do with the girls, each of them is really sweet and kind and a unique personality I can learn from and it has also to do with me, and how I have changed in the past months.

The daily routine is getting up about 4 o’clock, first ceremony at 4:30. Next ceremony at 7:15 then lecture on Srimad Baghavatam (something like the bible) at 7:45 until 8:45. At 9 there is prasadam meaning breakfast. Then people do their service, chant, read,… At 1 pm there is another ceremony afterwards at 2pm there is prasadam again meaning lunch this time ;) Evening ceremony starts at 6:30 pm and the evening lecture on Bhagavat-Gita (bible again) starts at 7 pm and takes approx. 1 hour. Afterwards you can take prasadam (dinner) again.
We workawayers don’t have to attend every ceremony and lecture but we are asked to attend one lecture/day at least. The lectures are really interesting, very philosophical and I try to attend all of them. Sometimes they are in English sometimes in German. If there is someone who doesn’t understand the language which is spoken someone translates it. I had the opportunity to translate from English to German once. It was a big challenge for me and I was a bit nervous but it actually went quite well (for the first time at least).
I have managed to get up for the very first ceremony 4 times and it is totally worth it! It is so tranquil at this time of the day and the ceremony is beautiful.

first time wearing a sari - sankirtan in Passau
For prasadam there is always a huuuuugee (all you can eat) buffet. When it’s sunny and warm we take it outside. People in Krishna Consciousness don’t eat meat or eggs which meets my eating habits. There is always rice, salad, vegetables in various forms, chutney, chapatis and something sweet as a desert. Different persons cook every day this means the prasadam never tastes the same – but always delicious. There are strict (hygienic) rules, like you have to wash your hands and rinse your mouth before you take prasadam. If you want more you have to do this again before taking more or ask someone “clean” to serve you. Women who are on their period are not allowed to take prasadam, someone has to serve them and the dishes we eat from must not touch the dishes which contain the prasadam. For people who cook or assist in the kitchen there are even stricter rules.

My mum was here two weeks ago and has brought some of my tools and material for my upholstering service. It was so nice to see her again and talk about god and the world. We took prasadam together and she even had good luck and got some cake because it was Rhamanada’s (he is a priest) birthday =D



sankirtan in Passau
The temple has a cow protection program, they have five cows which got saved from being slaughtered by different people. One of them loves to be scratched =)

Last Saturday I joined sankirtan in Passau. We were 6 women who chanted in public. It was amazing and a pleasure to be there. It was also the first time that I was wearing a Sari.


Monday two weeks ago it was a fasting day. Their most important fasting day in the year, actually. Most of the devotees didn’t eat nor drink. I did the “light” version and just did it without food. Not to eat does a lot with your mind, especially on a transcendental place like this. For me it was an interesting experience and if anyone wants to know more about how I have experienced it, please ask, I’m happy to share – it would just be too much for this entry, which becomes longer than I wanted it to be anyway.

I am so glad that I have the opportunity to spend some time here, get to know all these inspiring people from all over the world and learn about Krishna Consciousness.

I'm going to stay until next week or so and come back to Austria at the end of June and stay for July. Looking forward to see you all again! Much Love

Samstag, 27. Mai 2017

Jivaka Castle...


… means flexible working hours and a lot of free time to meditate, read or lying in the sun, sometimes being alone on weekends (and celebrating huge parties :D hah! kidding)



… means nice tasks for me e.g. sewing covers for chairs, mattresses and pillows, building a shelf, starting a vegetable and herb patch, cutting bushes in the garden, preparing food for the open house day & so many more.




… means meeting inspiring people; first of all Manuela, my host, a woman with a great vision of what Jivaka Castle will become. Yvan "ugly_copycat" who supports her in any way he can. Rita, a very nice lady from Burgholz & all the people I got to know while I was here.



… means healthy food: vegan and sugarfree (most of the time).
 


… means a lot of interesting books to read e.g. Reconnection by Eric Pearl, Mindfuck – das Coaching by Petra Bock, Unterwegs in die nächste Dimension by Clemens Ruby, Momo by Michael Ende.



… means nice conversations, playing the drums, bellydance, trying Aereal Yoga and massages from and with Manuela.



… means trips with Yvan to Wiesbaden visiting his friend from Tattoo73, to Rüdesheim and Amöneburg (plus crushing a wedding in the castle), taking a lot of pictures, listening to his entertaining stories while drinking red wine and eating cheese and sewing aprons out of old fabric from a school’s gymnastic mattress.




… means trips with Rita to Marburg with a group of some ladies and gents, to Anzefahr having lunch with her family and visiting her vegetable garden, to Amöneburg & many small towns in between (plus watering flowers on her familie’s craves on three craveyards)





… means learning a lot in every aspect.

Thanks for this amazing time!



Sonntag, 7. Mai 2017

workaway - the next episode

Die Fahrt von Oed nach Schweinfurt mit der Mitfahrgelegenheit von BlaBlaCar war angenehmst. Anna-Lena und ich waren auf einer Wellenlänge und  hatten eine gute Gesprächsbasis. Es war fast, als ob ich eine alte Freundin wieder getroffen habe. Da war ein Gefühl der Verbundenheit, das ich oft nicht verspüre, wenn ich tatsächlich alte Freunde treffe, was oft bei einem update von „Was bisher geschah…“ bleibt und nicht in tiefere Gesprächs-Gewässer führt. Neben schönen Gesprächen lief ein schöner Soundtrack – das Album "Spirit Bird" von Xavier Rudd – und ich bekam auch einen schönen Buchtipp – „Momo“ von Michael Ende. Weil wir ein bisschen zu früh dran waren, um die anderen 2 Mitfahrer in Regensburg anzuholen legten wir eine Pause ein und gönnten uns einen Kaffee bzw. Tee in einem Cafè in Passau mit tollen Ausblick auf die Stadt.
Die zwei anderen Mitfahrerinnen ließen wir im „Städtla“ Bamberg, wo man in die Keller rauf geht, wieder raus. In Schweinfurt brachte mich Anna-Lena direkt vor die Haustüre meiner CS-host. War ein toller Road-Trip!
Obwohl Jana ziemlich verkühlt war, ließ sie mich in ihre tolle Wohnung, um eine Nacht dort zu verbringen. Gemeinsam mit ihrer Cousine chillten wir am Sofa bei Pizza und Bier und Germany`s next Topmodel. Als Ausgleich zu der körperbezogenen Show zeigten wir den Kalorien und mitteleuropäischen Schönheitsidealen den Mittelfinger und ließen uns noch ein paar Kekse auf der Zunge zergehen :P Am nächsten Morgen brachte Jana mich dann sogar noch zur nächsten Autobahn-Auffahrt und ersparte mir so einen langen Fußmarsch.
An der Auffahrt zur A3 holte ich mir erst mal ein Stückchen Karton von der Tankstelle und malte eine große 3 darauf. Damit platzierte ich mich der Kreisverkehr-Auffahrt und startete das nächste Hitch-Hiking-Abenteuer. Es gibt 2 Möglichkeiten von Schweinfurt nach Burgholz zu kommen. Einmal über die A7 runter zur A3, dann westwärts nach Frankfurt, dann über die A5 hoch nach Marburg und dann über Bundesstraßen weiter ans Ziel. Die zweite Möglichkeit ist über die A7 nordwärts über Fulda, um dann auf die A5 zu wechseln und irgendwo bei Alsfeld auf Bundesstraßen umzusteigen. Die zweite Variante sieht auf Google-Maps kürzer aus, allerdings zum Schluss mehr Bundesstraße. Ich beschloss dem Universum diese Entscheidung zu überlassen, denn die Straße an der ich stand führte zu den Auffahrten in beide Richtungen und ich würde einfach die Strecke nehmen, in die das erste Auto mich bringt. Das Universum entschied sich für die längere Variante. Viele Fahrer und eine Fahrerin nahmen mich viele kurze Strecken mit. Verließ das Vehikel meine Strecke musste ich nie länger als eine halbe Stunde auf die nächste Mitfahrgelegenheit warten. Ein Soldat versicherte mir, dass es die bessere Entscheidung war, diese Strecke zu nehmen, da die A5 in die andere Richtung eine der am wenigsten befahrenen Autobahnen Deutschlands war – danke Universum! Einmal fuhr ich auch ein Stückchen zurück, aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass das manchmal halt notwendig ist, um ans Ziel zu kommen. Einige liebe Menschen fuhren weiter als geplant, Umwege oder kontaktierten Freunde, um mir zu helfen als Ziel zu kommen. Zwei urlaubende Italiener auf dem Weg zum Flughafen nahmen mich in ihrem Mietauto mit und gaben mir die Gelegenheit meine Italienisch-Kenntnisse ein bisschen aus den hinteren Winkeln meines Gehirnes zu kramen. Als wir wegen eines Bypasses wegen einer Baustelle auf der Autobahn die Einfahrt zu der letzten Raststätte auf ihrem Weg verpassten fuhren sie – sehr italienisch – über den Pannenstreifen zu Ausfahrt der Raststätte und entließen mich dort aus ihrer Obhut. Eine 18-jährige Weimarerin beeindruckte mich, indem sie auf meinem ausgestreckten Daumen hin stehen blieb und mich mitnahm, dann sogar weiter fuhr, als sie eigtl. musste. Die einzige Frau dieser Episode und dann auch noch so jung, super cool! Wobei auch 2 andere Frauen stehen geblieben sind, aber dann nicht dahin gefahren sind, wo ich hin wollte.
Der Fahrer, mit dem ich den letzten Teil der Strecke zurückgelegt habe, ist auch extra einen Umweg gefahren und hat mich bis 2 km vor mein endgültiges Ziel gebracht. Von dort aus bin ich dann bergauf kreuz und quer durch einen Buchenwald gelaufen, weil ich mir dachte, das wäre schöner und kürzer als die Straße zu nehmen. Und Google-Maps hat es mir als Fußgänger-Weg vorgeschlagen. Schöner war es bestimmt, kürzer eher nicht, weil die Wege auf meinem Smartphone nicht mit den tatsächlichen Wegen übereinstimmten. Aber ich kam ans Ziel! Plötzlich stand ich vor dem Haus, das ich von den Fotos kannte und meine workaway-host stand auch im Garten. Juhu, ich war da!
Manuela gab mir gleich eine Haus- und Gartenführung und einen Überblick über die Arbeiten, die in den nächsten Tagen und Wochen zu erledigen sind. Und ratet mal, welches Buch im Regal im Wohnzimmer steht =D
Das alte Forsthaus ist ein Seminarhaus, renoviert von Gunther Krueger, dem Gründer von Jivaka Body and Mind und seit März dieses Jahres in der Obhut von Manuela Kuhar, meiner Host.

Was wir hier alles so tun, erzähle ich euch beim nächsten Blog-Eintrag =) bis dann!